Selbstmorde und Depressionen: Stresstraining soll US-Soldaten helfen |
Geschrieben von: Redaktion |
Mittwoch, den 19. August 2009 um 11:03 Uhr |
Hunderttausende Menschen stehen bei der US-Army im aktiven Dienst, und viele von ihnen waren schon im Einsatz im Irak und Afghanistan – zwei Kriege, die deutlichen Verschleiss hinterliessen. Rund ein Fünftel der Soldaten, die von dort zurückkehren, hat im Anschluss mit psychischen Problemen zu kämpfen – von Depressionen und Angststörungen bis hin zum Wunsch, sich selbst zu töten, wie die «New York Times» auf ihrer Webseite berichtet. Um die Soldaten auf die seelischen Belastungen besser vorzubereiten, plant die US-Army der Zeitung zufolge das erste psychologische Hilfsprogramm in seiner Geschichte – zu Kosten von 117 Millionen Dollar, wie der Stabschef George W. Casey Junior sagte. Ziel des Programms sei letztlich, so der General, die militärische Kultur zu verändern, in der Gespräche über Gefühle als Zeichen von Schwäche angesehen würden.
90 Minuten im Klassenverband
Solche Methoden wurden bislang zum Beispiel in amerikanischen Schulen erprobt – mit Erfolg, wie sich bei manchen Teenagern zeigte, die im Anschluss emotional stabiler waren. Doch im militärischen Bereich gibt es keine Belege für solche Effekte. «Man muss klar sagen, dass es keinen Beleg dafür gibt, dass irgendein Programm Soldaten belastbarer macht», sagte der Psychologe George A. Bonanno von der Columbia University laut dem Bericht. Immerhin werde das Army-Projekt eine Antwort auf eine wichtige Frage in der Psychologie liefern: Kann man mentale Belastbarkeit in einem Klassenverband lernen? Kulturwandel als HerausforderungSelbst Fünf-Sterne-General Casey plagen noch Zweifel an der geplanten Psychologie-Schulung. «Ich bin immer noch nicht sicher, ob unsere Kultur dafür bereit ist», erklärte er im Interview mit der «New York Times», «das macht mir die grössten Sorgen». Und so fragte er während einer psychologischen «Trainingseinheit», die in einem Hotel stattfand, eine Gruppe von Soldaten, was sie davon hielten.
Die Antworten fielen erwartungsgemäss zwiespältig aus. Während einige das Programm nützlich fanden, war es anderen zu «gefühlsduselig»: Eine formale Psychologiestunde sei wenig verlockend für einen jungen Soldaten, so ein Sergeant, «der nichts anderes will, als mit seinen Kumpeln herumzuhängen und Bier zu trinken». Text: thurgauerzeitung.ch Bilder: D. Myles Cullen / US Army Weitere Informationen im Internet: |